Walking Bass | Blues In F
- Genre: Jazz
- Schwierigkeit: Fortgeschritten
Wenn wir im Jazz das einzige Begleitinstrument sind, hat es oft einen spannenden Effekt, auf der Gitarre die Walking Bass Lines eines Kontrabasses zu imitieren. Durch den stetigen Viertel-Puls in der Begleitung bekommt die Musik so einen Drive und Vorwärtsdrang, der üblicherweise vor allem von Bass und Schlagzeug erzeugt wird.
Die Schwierigkeit liegt darin, gleichzeitig auch noch Akkorde zu spielen, um die Harmonik des Stückes wiederzuspiegeln. Wir übernehmen quasi die Rolle von zwei Instrumenten auf einmal, dem Kontrabass für die Basslines und der Gitarre für die Akkorde, die darüber passieren. Das klingt zunächst sehr überfordernd. Es lässt sich allerdings sehr gut in einzelne Schritte zerlegen und üben. Das wollen wir hier anhand eines Blues in F machen. Durch die kurze 12 taktige Form müssen wir uns nicht zu viel merken. Gleichzeitig kommen viele harmonische Wendungen vor, die wir später auf viele andere Stücke übertragen können.
Hier findest du alle Beispiele in einer PDF Datei zum ausdrucken.
Walking Bass anhand eines Blues in F
Das harmonische Schema
Es gibt sehr viele Wege und Wendungen, den Blues zu spielen. Je nach Stil, ob Bluesrock, Jazzblues etc. haben sich verschiedene harmonische Varianten etabliert. Unserem Walking Bass in diesem Unterricht liegt die folgende harmonische Form zugrunde. Lerne sie auswendig, bis du sie ohne nachzudenken spielen kannst. Versuche auch, die Stufen und die harmonischen Bewegungen auswendig zu lernen. Das hilft dir später enorm bei der Orientierung.
Die Bassline
Im nächsten Schritt lernen wir unsere Bassline. Diese wird uns durch alle weiteren Schritte begleiten in genau dieser Form mit genau diesen Tönen. Lerne sie also auswendig, bis du sie im Schlaf kannst. Versuch dabei, dir genau zu merken, wo die Töne sind, die wir spielen. Versuche sie mit wechselnden Lagen zu spielen, aber auch nur mit einem Finger.
Versuche, die Bassline harmonisch zu verstehen. Auf die eins im Takt kommt immer der Grundton, auf zwei und drei folgen Akkord oder Skalen Töne. Auf den vierten Schlag liegt entweder auch ein Akkordton oder eine chromatische Anspielung des nächsten Akkords. Untersuche die Bassline darauf und versuche es beim spielen mitdenken zu können. Dabei ist es okay, dafür wirklich sehr langsam oder sogar ohne time zu spielen.
Um später gleichzeitig Akkorde auf der Gitarre spielen zu können, müssen wir so flexibel wie möglich mit unserer Bassline sein. Dafür sollten wir sie auf so viele Wege wie möglich betrachten und spielen können.
Hinzufügen von Akkorden
Wenn du die Basslinie in und auswendig kannst, ist es an der Zeit unsere Akkord Voicings hinzuzufügen. Dafür ergänzen wir auf der G- und D-Saite zwei Töne. So ergeben sich insgesamt Griffe aus drei Tönen, die sich einfach greifen und schnell wechseln lassen. Die zwei Töne sind meistens Terz und Septime des Akkords, wenn der Grundton im Bass ist. Spielt unser Daumen die Terz, ist es Grundton oder None und Quinte auf den mittleren Saiten. Ein paar Durchgangsakkorde gibt es auch noch. Versuche auch hier, die Voicings möglichst genau zu analysieren und einzuordnen. Das wird dir sehr helfen, sich die Abfolge der Akkorde einzuprägen. Versuche außerdem gute Fingersätze für die Akkorde zu finden.
Für den Anfang halten wir die rhythmische Ebene sehr einfach. Die Akkorde kommen jeweils auf die eins und drei des Takts zum Basston dazu. Spiele anfangs sehr langsam, bis sich die Bewegungen vertraut anfühlen. Alle weiteren Variationen werden auf dieser Aufbauen.
Synkopierung in den Akkorden
Im nächsten Schritt ziehen wir den Akkord, der bisher auf den dritten Schlag fällt, vor und spielen ihn auf die zwei +. Achtung, der Basston bleibt, wo er war. Wir wollen weiterhin eine Bassline, die gleichmäßig in vierteln verläuft. Übe auch das anfangs sehr langsam, bis sich deine Finger daran gewöhnen. Versuche mit den Tonlängen der oberen Stimmen zu spielen, z.B. kurz auf die eins und gehalten auf die zwei +.
Freiere rhythmische Gestaltung
Wenn du dich mit der vorangegangen Version wohlfühlst, kannst du dich an die nächste Stufe wagen. In diesem Beispiel wird es rhythmisch abwechslungsreicher. Manche Akkorde werden vorgezogen, andere fallen auf den Schlag oder werden nach dem Schlag gespielt. Beachte, dass es trotz allem immer noch genau die selbe Bassline mit den selben Voicings ist.
Erweiterte Akkord Voicings
In diesem letzten Beispiel nehmen wir die selben rhythmischen Variationen, wie im vorangegangenem Beispiel. Diesmal ergänzen wir jedoch alle Akkorde um einen vierten Ton auf der H-Saite. Dadurch erhalten wir Akkorde mit Erweiterungen wie 9 und 13, was uns einen volleren und noch jazzmäßigeren Sound gibt. Für die Finger der linken Hand wird das Umgreifen aber schwieriger. Schau also, dass du die einfachere Version wirklich verinnerlicht hast und möglichst auch verstehst, was du greifst, anstatt nur die Griffe auswendig zu lernen. Das wird dir helfen.
Und was kommt dann?
Wenn du mit denen Beispielen, die ich hier aufgeführt habe, vertraut und sicher bist, kannst du weitergehen, um auch spontan in anderen Situationen auf der Gitarre walken zu können. Jetzt musst du selber kreativ werden.
- Finde eigene rhythmische Varationen.
- Finde Basslines und Voicings in einer höheren Lage, z.B. V bis XII.
- Übertrage die Konzepte auf einen Blues in Bb
- Nimm einen Jazzstandard und versuche hier Bassline und Voicings zu finden.